Existenzielle Probleme – wenn Angst und Unsicherheit das Leben bestimmen
Von Ralf Baumhöfer – Heilpraktiker für Psychotherapie
Manchmal ist es nicht der Lärm im Außen, der uns quält, sondern das leise Gefühl im Inneren:
„Was, wenn mir etwas passiert?“
„Was, wenn ich krank bin und niemand hilft mir?“
„Was, wenn ich sterbe?“
Diese Gedanken tauchen oft in stillen Momenten auf – dann, wenn das Leben plötzlich verletzlich wirkt. Und ehe man sich versieht, ist die Angst da: nicht nur vor dem Tod, sondern vor dem Gefühl, die Kontrolle zu verlieren.
Ich arbeite täglich mit Menschen, die genau diese Angst in sich tragen – Menschen, die sich immer wieder untersuchen lassen, obwohl keine organische Ursache gefunden wird. Menschen, die Orte meiden, an denen keine „Fluchtmöglichkeit“ besteht. Und Menschen, die sich selbst nicht mehr vertrauen.
Was sind existenzielle Probleme?
Ein existenzielles Problem entsteht, wenn das Leben selbst als potenziell bedrohlich empfunden wird – wenn die eigene Sicherheit, Gesundheit oder Existenz in Frage steht. Es ist die Angst vor dem Unkontrollierbaren, vor Krankheit, Tod oder Sinnlosigkeit.
Das Bedürfnis nach Kontrolle und Sicherheit ist zutiefst menschlich. Doch wenn es unser Denken, Fühlen und Handeln bestimmt, kann es das Leben einschränken und die Freude am Dasein rauben.
Typische Anzeichen eines existenziellen Problems
- Ständige Gedanken an Krankheit, Sterben oder Verlust
- Körperliche Symptome ohne Befund (Herzrasen, Schwindel, Atemnot)
- Kontroll- und Vermeidungsverhalten
- Übermäßiges Sicherheitsstreben
- Rückzug, Schlafprobleme, Hoffnungslosigkeit
Reflexionsfrage: Wann spüren Sie, dass Ihre Gedanken um Krankheit, Sicherheit oder Tod kreisen?
Wie entstehen existenzielle Probleme?
Aus meiner therapeutischen Erfahrung entstehen existenzielle Probleme häufig aus einem tiefen Bedürfnis nach Sicherheit. Hinter dieser Angst steht nicht Schwäche, sondern meist eine überfordernde Lebenserfahrung – ein Verlust, eine Krankheit, eine Krise. Oft mischen sich darin auch Themen von Schuld, Kontrolle und Sinnsuche.
Wenn das Leben aus Angst kontrolliert wird
Viele meiner Klientinnen und Klienten wünschen sich nichts mehr als Ruhe. Doch das Gehirn hat gelernt, ständig nach Gefahr zu suchen. Der Körper wird überwacht, jeder Gedanke überprüft. Diese innere Daueranspannung macht erschöpft und führt paradoxerweise zu noch mehr Angst.
Das, was kurzfristig Sicherheit gibt – etwa Arztbesuche oder Rückzug – verstärkt langfristig die Unsicherheit. Der Versuch, Kontrolle zu behalten, wird zum eigenen Gefängnis.
Reflexion: Welche Strategien geben Ihnen scheinbar Sicherheit, schränken Sie aber in Wahrheit ein?
Existenzielle Angst zeigt viele Gesichter
Existenzielle Probleme können sich hinter verschiedenen Diagnosen verbergen, z. B.:
- Panikstörung
- Hypochondrische Störung
- Somatoforme Funktionsstörung
- Agoraphobie
- Generalisierte Angststörung
Betroffene suchen häufig lange nach einer körperlichen Erklärung – doch das eigentliche Thema liegt tiefer: in der existenziellen Unsicherheit selbst.
Therapie: Verstehen statt Bekämpfen
In meiner Arbeit geht es nicht darum, Angst wegzumachen, sondern sie zu verstehen. Angst will schützen – aber manchmal schützt sie uns vor dem Leben selbst. In der kognitiven Verhaltenstherapie lernen wir, die Gedankenmuster zu erkennen, die Angst nähren, und sie Schritt für Schritt zu verändern.
Therapeutische Ziele
- Akzeptanz der Unsicherheit
- Commitment – die bewusste Entscheidung für das Leben
- Realitätsprüfung und Selbstwahrnehmung
- Stärkung von Selbstwirksamkeit und Vertrauen
- Loslassen von Kontrolle
- Entwicklung sinnerfüllter Lebensziele
Übung: Wenn Sie akzeptieren, dass Sicherheit nie vollständig ist – was könnte dadurch in Ihrem Leben leichter werden?
Der Wendepunkt
Der entscheidende Moment kommt, wenn jemand erkennt: Sicherheit ist keine Voraussetzung für Ruhe – sie entsteht, wenn wir lernen, mit Unsicherheit zu leben. Heilung bedeutet nicht, angstfrei zu werden, sondern sich trotz Angst lebendig zu fühlen.
Was Heilung bedeutet
Heilung heißt, sich wieder mit dem Leben zu verbinden – mit seiner Unsicherheit, seiner Verletzlichkeit und seiner Schönheit. Viele meiner Klienten berichten, dass sie dieselben Situationen erleben wie früher, aber diesmal mit einer inneren Haltung von „Es ist okay“.
Schlussgedanke
Manchmal ist die größte Sicherheit, die wir im Leben finden können, die, dass wir Unsicherheit aushalten können.
🌿 Schlusswort – Das Leben bleibt unplanbar. Und genau darin liegt seine Tiefe.
Manchmal suchen Menschen ihr ganzes Leben lang nach absoluter Sicherheit –
und merken erst spät, dass sie dadurch den eigentlichen Moment verpassen: das Jetzt.
Es ist kein Zeichen von Schwäche, wenn Sie Angst haben.
Es ist ein Zeichen, dass Sie fühlen – dass Sie wahrnehmen, wie zerbrechlich das Leben sein kann.
Doch genau in dieser Zerbrechlichkeit liegt etwas Kostbares:
eine Einladung, bewusster zu leben.
Sich mit existenziellen Ängsten auseinanderzusetzen bedeutet,
dem Leben wieder ehrlich zu begegnen – mit all seiner Unsicherheit,
seiner Vergänglichkeit, aber auch seiner Schönheit.
Viele meiner Klienten sagen am Ende der Therapie nicht:
„Ich habe keine Angst mehr.“
Sondern:
„Ich kann wieder leben, auch wenn die Angst da ist.“
Und das ist der entscheidende Wendepunkt: Wenn Sie erkennen, dass Sicherheit nicht das Ziel ist –
sondern die Fähigkeit, trotz Unsicherheit zu vertrauen.
Es geht nicht darum, die Angst zu besiegen, sondern sie zu verstehen, ihr einen Platz zu geben
und in diesem Wissen mutig weiterzugehen.
Ich begleite Sie auf diesem Weg – mit klarer Struktur und einer Haltung, die Hoffnung nicht als Versprechen versteht, sondern als Möglichkeit.
Praxis Ralf Baumhöfer
Heilpraktiker für Psychotherapie
Kognitive Verhaltenstherapie | Schematherapie | Hypnose | Paartherapie
Salzkotten & Paderborn
www.psytherapie-paderborn.de
